Dieser Termin

Da war dieser Termin. Schon seit Tagen hatte ich ein sonderbares Gefuehl im Bauch, wenn ich nur daran dachte. Es begann wie ein leichtes kribbeln, Wellen der Lust durchfluteten meinen Koerper und es endete regelmaessig in einem berauschenden Orgasmus.

Heute sollte es nun soweit sein! Ich hatte alles genau geplant. Aus frueheren Sitzungen wusste ich, die Vorbereitung war das Wichtigste. Es sollte so perfekt wie moeglich sein. Keinen Augenblick durfte er meine Unsicherheit bemerken; stark und stolz wollte ich *Ihm* gegenuebertreten. Aber ich wusste auch, dass es schwer sein wuerde, meine Angst vor ihm zu verbergen. Und schon wieder begann ich zu zittern, waehrend mir kleine Schweissperlen auf die Stirn traten. Der Duft des warmen Wassers brachte mich auf andere Gedanken. Wohlig genoss ich das Gefuehl der Geborgenheit, wie es mich immer ueberkommt, wenn meine Haut durch die sanften Wellen des Whirlpools gestreichelt und erregt wird.

Dann stand ich vor dem Schrank. Wie automatisch griff meine Hand hinein und schon bald spuerte ich, wie sich eine zweite Haut an meinen Koerper schmiegte – zunaechst noch etwas kalt, aber dann zunehmend waermer. Bei jedem Schritt, bei jeder Bewegung hoert man ein feines Geraeusch – eine Art Rascheln, wenn sich Gummi auf Haut reibt. Oh, ich liebe dieses Material! Es umschliesst mich; es erregt meine Sinne. Mit Erschrecken bemerke ich, wie eine Woge der Wollust in mir aufsteigt – nur jetzt nicht schlappmachen; es darf nicht die Å¡berhand gewinnen; keiner soll es mir ansehen, wenn ich gleich das Haus verlasse. Der Blick in den Spiegel zeigt mir, dass alles in Ordnung ist. Schnell noch mal den Lidstrich nachgezogen, etwas Rouge auf die Wangen und die Lippen voll und Blutrot geschminkt. Ein Griff in meine Tasche – es ist alles da: die Handschellen, die Fussfesseln, die Peitsche. Nun noch die hohen Stiefel angezogen! Etwas ungelenk stehe ich da auf meinen ueberhohen Absaetzen und doch merke ich, wie sich meine Pobacken straffen.

Draussen peitscht mir ein heftiger Wind ins Gesicht. Es ist kalt und stuermisch. Trotz des warmen Mantels laeuft mir ein eisiger Schauer ueber den Ruecken. Die Haut zieht sich zusammen und die feinen Haare stehen wie Borsten in die Hoehe; ein leichtes Ziepen ist die Folge.

Auf der Strasse ist es ruhig; kein Passant ist zu sehen und so gelange ich unbehelligt bis an dieses grosse, alte Haus. Gleich ist es soweit! Meine Hand beruehrt zitternd den Klingelknopf! Ein Summen ertoent und dann umpfaengt mich tiefe Dunkelheit.

Bis zum Hals spuere ich das rasende Klopfen meines Herzens. Meine Haende zittern, waehrend ich mir die Fussfesseln anlege. Es ist nicht einfach, sich auf hohen Absaetzen und mit gefesselten Fussgelenken in einem voellig dunklen, unbekannten Raum zu bewegen. Ploetzlich beruehrt mich ein warmer Atem im Nacken. Er durchfaehrt mich wie ein Blitz, aber zu einer Abwehrreaktion bleibt keine Zeit! Starke Arme zwingen mich auf die Knie! Nur jetzt keinen Laut von mir geben, um *Ihn* nicht zu erzuernen. In meinen Haenden halte ich die Handschellen und die Peitsche. Grelles Licht blendet mich fuer einen kurzen Augenblick, doch dann umschliesst eine Maske meinen Kopf. Ich kann weder hoeren noch sehen; mein Atem geht stossweise. Allein mit mir, mit dem Rauschen in meinen Ohren, mit dem Pochen in meiner Brust, mit dem Pulsieren zwischen meinen Schenkeln, harre ich bewegungslos meiner angekuendigten Bestrafung entgegen. Laengst haben sich die Handschellen geschlossen und waehrend ich noch auf dem kalten Steinfussboden knie, zieht es mich mit aller Kraft nach oben; so hoch, dass ich trotz der hohen Absaetze kaum mehr festen Boden unter mir spuere. Die Fesseln schneiden ins Fleisch – gleich muss der erste Schlag kommen! Alle Nerven sind zum Zerreissen gespannt! Aber es geschieht nichts. Die Sekunden werden zu Stunden, die Minuten zu Ewigkeiten. Voellig hilflos haenge ich da – bin ich allein? Mein Zeitgefuehl verschwimmt. Langsam beruhige ich mich; lasse mich einfach in mich hineinfallen. Da ploetzlich trifft mich der erste Hieb mit der Peitsche. Zunaechst hoere ich nur dieses klatschende Geraeusch, aber dann spuere ich diesen brennenden, schneidenden Schmerz auf meinem Po! Wieder und wieder saust die Peitsche nieder; zehn-, fuenfzehn-, zwanzigmal auf die gleiche Stelle. Das Brennen will mich zerreissen; es rauscht in meinem Kopf und dann schreie ich diesen Schmerz heraus. Meine Schreie gellen durch das Haus, aber niemand wird mich hoeren. Es wird mir nichts nuetzen ich bin *Ihm* voellig ausgeliefert! *Er* kennt keine Gnade und ich habe Strafe verdient. Es muss sein! Mit der Zeit gehen meine Schreie in ein Stoehnen ueber, bis ich ausser dem Rauschen in meinem Kopf nichts mehr hoere. Um mich herum ist nur noch Dunkelheit und Schmerz und es gibt kein Entrinnen. Hatte ich mich eben noch gewehrt; hatte ich eben noch versucht, den Schlaegen auszuweichen? Ich fange nun an, mich den Schmerzen hinzugeben. Ja, es ist wie ein Zwang, jeden Schlag aufs neue auskosten zu wollen; nur noch geiler Koerper ohne Willen zu sein!

Der kalte Wind holt mich zurueck in die Gegenwart. Nur noch wenige Schritte, und ich stehe vor diesem hohen, alten Haus. Gleich ist es soweit! Meine Hand beruehrt zitternd den Klingelknopf! Ein Summen ertoent und dann oeffnet sich die Tuer. Hallo Tabea, komm doch herein, es ist alles vorbereitet! Ja, jetzt ist es soweit, der Fototermin kann beginnen.