Der Club

Als sie den Hans-Albers-Platz ueberquerte wurde sie zum wiederholten Male von irgendwelchen Typen angesprochen: „Um 23.00Uhr schon Feierabend? Willst du nicht noch was einnehmen? Unsere Kragenweite waerst du schon!“. Sie versuchte an ihnen vorbeizuschauen und ging hastig weiter. Die hielten sie tatsaechlich fuer eine Nutte! ‚Nun ja‘, dachte sie, ‚das Kleid ist tatsaechlich etwas zu knapp‘. Sie konnte es sich selbst nicht recht erklaeren, was sie dazu trieb, als Maedchen alleine und bei Nacht, die Gassen und Straesschen zwischen Hafen und Reeperbahn, quasi den Hinterhof des Kiez zu durchstreifen. Denn eigentlich passierten ihr dabei nur Peinlichkeiten: Maenner machten ihr unzweideutige Angebote, die Nutten gifteten sie an, weil sie glaubten ‚Standplatz‘ verteidigen zu muessen, und zu sehen gab es eigentlich auch nichts. D.h., dass es nichts gaebe, was sie sehen wollte, stimmt eigentlich nicht. Mittlerweile, z.B., stand sie vor einem Schaufenster, dass ihr schon ein paar Mal aufgefallen war und das sie stats in einen seltsam verwirrten Zustand versetzte. ‚Boutique Justine‘ stand an der Scheibe und nebenan hing ein Kneipenschild mit der Aufschrift ‚Club de Sade‘. De Sade und der Name einer seiner Figuren, Justine, kannte sie, auch wenn sie sich nicht daran erinnern konnte woher. ‚Solche‘ Buecher hatte sie jedenfalls noch nie in die Hand genommen. Und was diese Boutique ausstellte! Peitschen, Ketten, Handschellen, Lederklamotten, Keuschheitsguertel, ja sogar einen Pranger – das ganze Sortiment frauenverachtender Perversion. Sie war entsetzt, dass sowas moeglich war. Das war sexistischer Chauvinismus in seiner schlimmsten Form! Im tiefsten Grund ihrer Seele spuerte sie aber auch etwas anderes als Empoerung. Es war eine Art Neugier nach dem Verbotenen. Natuerlich gestatte sie sich nicht, diesen archaischen Gedanken nachzuhaengen – obwohl, interessant waer‘ es schon, nur mal zum Ausprobieren, sozusagen als persoenlich erlebbaren Beweis der hier zutage tretenden Frauenverachtung, so einen eisernen Keuschheitsguertel mal kurz anzulegen! Oder, was fuer verbogene, von jeder Emanzipation unbeleckte Frauen mochten das wohl sein, die es gestatteten, dass man sie mit diesen Handschellen fesselte? Schon der Gedanke derart hilflos zu sein, liess sie erschaudern. Unglaeubig schuettelte sie dan Kopf ueber ihre eingenen Gedanken und versuchte ihren Puls wieder zu beruhigen. „Haben sie was passendes entdeckt?“ erklang eine Maennliche Stimme hinter ihr, „Hier ist auch Nachts geoeffnet!“. Sie erschrak fuerchterlich und schaemte sich entsetzlich. Sie fuehlte sich bei etwas Verbotenem ertappt. Was war das eigentlich fuer ein Kerl; was ging ihn an, welche Schaufenster sie sich anschaute?

„Ich… aehhh…“, sie ertappte sich dabei, wie sie zu stottern anfing, sohatte sie dieser Typ ueberrumpelt. „Nein, danke, ich wollte nur mal schauen.“

Der Mann stand an der Tuere und sah ihr nach, als sie hastig weiterging, in Richtung Bushaltestelle. Dort angekommen, etwas ausser Atem, suchte sie die Buszeiten heraus. ‚Was?‘, erschrocken blickte sie auf ihre Uhr. „Mist! Der Letzte ist weg.“ ‚Was soll ich nur machen‘, dachte sie und setzte sich erst mal auf die Bank bei der Haltestelle. Als sie so dasass, dachte sie wieder ueber den eigenartigen Club nach, diesen Club deSade, auch der Typ wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen, er hatte in irgendeiner Form Eindruck auf sie hinterlassen, nur sie wusste nicht, wie. Sie ueberlegte sich, was da wohl abgehen wuerde, in diesem Club. ‚Wahrscheinlich foltern sie blonde Jungfrauen. Sie werden sie quaelen und dann gefuegig machen. Schrecklicher Gedanke. Ich und dieser Club? Nie.‘ „Kann ich sie mitnehmen?“ fragte ploetzlich eine Stimme aus dem Dunkel. Es war der Typ aus der Boutique. Sie war irgendwie fasziniert von seiner Erscheinung. Er war so selbstsicher, er wusste was er wollte, seine Stimme liess irgendwie gar keinen Widerspruch zu. Also dankte sie ihm. „Mein letzter Bus ist weg.“ erklaerte sie ihm und er fuehrte sie zu seinem Auto. Sie nannte ihm ihre Adresse und sie fuhren los. Er war sehr schweigsam und sie traute sich nicht, ihn waehrend der Fahrt anzusprechen. Bei ihr angekommen hielt er an, stieg aus und half ihr aus dem Auto. Sie wollte diesen Mann unbedingt naeher kennenlernen, ihn und diesen Club, mit dem sie ihn assoziierte, drum lud sie ihn ein, noch mit hineinzukommen. In ihrer Wohnung angekommen, lud sie erst einmal ihre ueberfluessigen Kleider auf ihrem Bett ab und ging dann zu der kleinen Bar, um zwei Drinks zu machen. Mit den beiden Glaesern in der Hand drehte sie sich um und erschrak. Er hatte sich vor ihr aufgebaut. Im ersten Schreck lies sie ein Glas fallen. Er sagte in befehlsbetontem Ton: „Lass das liegen, darum kuemmern wir uns spaeter! So, Du willst also etwas ueber den Club deSade wissen? Ich habe es Dir schon die ganze Zeit angesehen“, setzte er haemisch laechelnd hinzu. „Setz Dich hin, ich komme gleich wieder.“ Voellig gespannt, was nun passieren wuerde setzte sie sich auf den Sessel und beobachtete ihn. Er ging zur Tuere, machte sich am Kofferraum seines Wagens zu schaffen und kam dann mit einem schwarzem Lederkoffer wieder herein. Ein leichter Schauder ueberflog sie. Wenn dieser Mann etwas mit ihr vorhaette, haette sie keine Chance gegen ihn gehabt, weder psychisch, noch physisch. Sie sass einfach nur da und beobachtete ihn. Noch hatte sie ja keine Ahnung, was sich in diesem geheimnisvollen Koffer befand. „Du solltst es erfahren…“ begann er nun wieder und oeffnete den Koffer, so dass sie dessen Inhalt zu sehen bekam. Sie wurde kreidebleich, in diesem Lederkoffer befanden sich Seile, Handschellen, mehrere Lederriemen, deren Bedeutung sie nicht kannte und noch viele andere Dinge, die ihr das Schaudern durch die Glieder jagten. Sie wahr erschreckt, aber auch neugierig, was nun passieren wuerde und so wartete sie auf seinen ersten Zug. Klar denken konnte sie nicht mehr, es war wie ein Traum, den sie noch nicht beenden wollte. Er sah sich in dem Zimmer um. Nachdenklich nickte er und sah dann wieder zu ihr. „Na, was sitzt Du hier noch rum? Los, zieh Dich schon aus! Oder soll ich nachhelfen?“ herrschte er sie an; ein Ton, der keinen Widerspruch kannte. Wie mechanisch und fasziniert von diesem Mann sass sie da und wusste nicht, was sie tun sollte. „Wenn Du dich nicht bald ausziehst, dann bekommst Du diese wunderschoene Peitsche zu spueren.“ dabei holte er aus dem Koffer eine Lederpeitsche heraus und zeigte sie ihr. Sie wurde rot und es war ihr klar, dass sich nun ein Machtverhaeltnis zu ihren Ungunsten gebildet hatte, vor ihr stand dieser Typ mit der Peitsche in der Hand und bedrohte sie. Wuerde sie ihm nicht folgen, wuerde sie die Peitsche sicherlich zu spueren bekommen, also stand sie zoegernd auf und entledigte sich des Kleides. Sie bedeckte ihre Scham mit den Haenden, sah auf den Boden und wartete auf die erwartete Vergewaltigung. „Komm her zu mir.“ befahl er ihr und sie kam langsam in seine Richtung. Er machte einen Schritt auf sie zu und riss ihr unsanft die Haende weg. Sie stand nun voellig unbedeckt vor ihm und versuchte, die Haende wieder an ihre alte Stelle zu bringen. Er hielt sie jedoch fest und quittierte diesen Versuch nur mit einem Laecheln…

‚Huch‘, erschrocken machte sie die Augen auf. ‚Was war denn passiert?‘ Sie sass noch immer auf der Bank an der Bushaltestelle, voellig verschwitzt, obwohl es eigentlich kalt war, um diese Zeit. Ihre rechte Hand fand sie zwischen ihrem Schoss wieder. Sie war nass. ‚Oh Gott, was war das fuer ein Trau?‘ fragte sie sich und zog beschaemt ihre Hand zurueck. Sie musste wohl getraeumt haben, aber dieser Traum; sie hatte sich von dem Typen – Nein, soweit war es ja nicht mehr gekommen, aber was waere wenn… Ihre nasse Muschi sprach da deutliche Toene, sehr deutliche. Sie konnte es nicht mehr unterdruecken, dieses unheimlich starke Gefuehl, teils Neugierde teils Angst. Was sollte sie tun? Sie nahm sich erst einmal ein Taxi und fuhr nach Hause. Dort zog sie sich erschoepft aus und legte sich in ihr Bett. Sie hatte sich da bei etwas ertappt, das konnte sie jetzt noch nicht fassen. Morgen, morgen wuerde sie diesen Laden noch einmal einen Besuch abstatten. Hoffentlich war der Mann wieder da. Sicher war er da. Sie wusste es.

Am naechsten Morgen wachte sie spaet auf, und dann auch nur, weil Purzelbaum sein Katzenfutter vermisste. Der vorherige Abend kam ihr unwirklich vor, ihre eigenen Gefuehle fremd, und ihre Entschlossenheit war ueber Nacht verflogen. Vor dem Schaufenster zu stehen, das war schon peinlich genug. Dann noch in den Laden hinein gehen? Wo vermutlich eine Gruppe notgeiler Maenner ueber Bilder sabbern wuerden? Da koennte sie sich gleich ein Schild umhaengen: Nimmt Mich! Oder vielleicht: Versklavbar! Sie musste darueber lachen, fuenf oder mehr Maenner in Regenmaenteln, die Nasen gierig in Pornos gesteckt, gucken verschreckt auf, als eine wirkliche Sklavin durch die Tuer – „Wirkliche Sklavin“? Wo kam denn der Gedanke her? Sie setzte sich auf den Kuechenfussboden, zog die Beine an, umschloss sie mit den Armen, schaute auf ihre nackten Zehen. Eine wirkliche Sklavin. Unmoeglich. In Ketten, in Fesseln, geknebelt, willenlos? Voellig unmoeglich. Na gut, es hatte ihr damals gefallen, als Markus ihr die Haende mit einem seiner Struempfe (er hatte immer diese ekelhaften Kniestruempfe getragen, der Markus, wie ein Fussballspieler, sie wusste noch, wieviele Diskussionen sie darueber gehabt hatten, alle umsonst) auf den Ruecken gebunden hatte, aber sie war damals 18 gewesen, und halb betrunken, und eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Wirklich voellig und ganz und gar unmoeglich. Claudia, ja Claudia war wohl eher so eine Sklavinfrau. Als sie danach mit Markus zusammen war, hat er wohl dauernd solche Spiele mit ihr gemacht, und sie hat sich alles gefallen lassen, nein, es hatte ihr wohl selbst gefallen, und das Claudia ihr alles am naechsten Morgen bruehwarm und unter lautem Maedchengekicher erzaehlt hatte, hatte er wohl nie erfahren. Sie hatte Claudias Abenteuer geliebt, egal wie sehr sie vermutete, dass einige Details etwas kreativ ergaenzt wurden. So ein warmes Gefuehl hatten sie ihr immer gegeben, ein schoenes Gefuehl… Sie seufzte, zog sich zum Schneidersitz hoch, der Kuehlschrank kalt an ihrem Ruecken. Purzelbaum hatte erstmal genug gegessen, wie jede gute Katze aber nur die Haelfte seiner Schuessel, und putzte sich jetzt Pfote um Pfote. Katzen hatten nicht diese Probleme, Purzelbaum als Ex-Kater sowieso nicht. Aber auch wenn er noch gekonnt haette, waere das kein Problem – rausgehen, Mietzen suchen, eine Runde Katzenorgie, und dann konnte man sich das restliche Jahr anfauchen wie man wollte. Und alle Katzenfrauen sind Masochistinnen – Markus (oder war es Peter?) hatte ihr mal erzaehlt, dass Maennliche Katzen, Widerhaken an ihrem Penis haetten, und wenn sie sich zurueckzoegen, wuerde die Schleimhaut der Scheide aufgerissen werden, und durch den Schmerz faende bei der Katzendame erst der Eisprung statt. Was „Mietzen aufreissen“ eine ganz neue Bedeutung gab…Sie hatte mit Markus (oder Peter, das war jetzt auch egal) im Bett gelegen, als er ihr das erzaehlt haette, voellig fasziniert war sie gewesen, und als Markus/Peter schon schlief, hatte sie noch wachgelegen und sich vorgestellt, wie das wohl sein muesste. Von einem Mann – so ganz als Katze konnte sie sich dann doch nicht fuehlen – genommen zu werden, wissend, dass Lust und Schmerz Hand in Hand (Pfote in Pfote) kommen wuerden. Er hatte reine Lust, sie Lust und Schmerz, und er entschied mit seinen Stoessen, wann sie Schmerz, wann sie Lust emfand, ohne, dass sie Einfluss darauf nehmen konnte… Sie schuettelte den Kopf, ihre Haare flogen in einer Wolke um sie herum. Der Kuehlschrank wurde zu ihr zu kalt, der Fussboden sowieso, und sie hatte schon die Haelfte des Tages verschwendet. Sie musste zu ihrem Reissbrett, arbeiten. So viel zu tun bis zum Abend… „Purzelbaum, sag‘ doch, was ich tun soll.“ Purzelbaum, durch ihre streichelnde Hand im Putzablauf gestoert, schaute sie an, blinzelte, streckte ein Hinterbein hoch und begann sich in der unnachahmlichen Art aller Katzen voellig ungeniert den After zu lecken. Sie lachte. Soviel zu seinem Kommentar! „Purzfurz, dass kann ich nicht. Und auch wenn…“ Wie die Katze zu ihr sass, konnte sie zwischen Zungenschlaegen sehen, wo sein Penis war. Ein Penis mit Widerhaken, Widerhaken, Widerhaken…